Im Rahmen der Festivitäten zum 15. August „Nossa Senhora do Socorro“ fand auch in diesem Jahr wieder ein Straßenlauf statt. Nachdem zunächst geplant war, nur die Männer/Jungs auf der Langstrecke sowie auf 100m laufen zu lassen, ist es uns gelungen, diese Idee den Verantwortlichen wieder auszureden. 100m sind in Calheta im Grunde nur auf der asphaltierten Straße in der Ribeira do Flamengos möglich. Das Fußballstadion bietet weder eine geeignete Bahn noch genügend Auslauf auf dem Kunstrasen, so dass die Teilnehmer hier unmittelbar nach dem Ende der 100m gegen die Betonmauer laufen. Zudem wäre es schlichtweg ungerecht und abwertend gewesen hier die weiblichen Athleten außer vor zu lassen. So hatten nun die Mädels eine Strecke von 4,5 km zu laufen während die Jungs auf knapp 7km unterwegs waren.
Glücklicherweise fiel auch hier die Entscheidung zu zugunsten unserer Eingabe aus, die Strecke dem Preisgeld anzupassen und kürzer zu halten als im Vorjahr.
Während Daniel (Platz 1), Silvino (Platz 2) und Tobias (Platz 3) voll und ganz die Erwartungen erfüllten schwächelten die „großen“ Langstreckenläuferinnen. Sonja kam zwar wie in Calheta schon gewohnt auf Platz 1, aber die anderen fielen deutlich ab. Anicia hatte mal wieder vor lauter Aufregung bereits am Vorabend nichts gegessen und statt zumindest auf Platz 2 zu kommen, wurde sie von Magenkrämpfen geplagt und musste sogar ihre kleine Schwester vorbeiziehen lassen. Wir hoffen, dass sie nun endlich daraus lernt und es das nächste Mal schafft, ihre Aufregung in den Griff zu bekommen. Lu war verletzt und Nadja hatte von Beginn an den Anschluss verpasst, so dass Sie weit abgeschlagen das Rennen beendete.
Umso mehr freuten sich daher alle mit Jussara von den „Kleinen“, welche unter großem Jubel der anfeuernden Sprinterinnen auf Platz 3 kam. Fast hätte die Mutter sie kurz vor dem Ziel in den Arm und somit aus dem Rennen genommen aus lauter Mitleid mit ihrer abgekämpften Tochter. Glücklicherweise konnte sie davon abgehalten werden.
Da sich an Jussaras Schuhe nach den letzten Trainings vor dem Rennen die Sohle löste, hatte ihr eine andere Läuferin Schuhe ausgeliehen. Sie bekam daher als Geschenk und Anerkennung für Ihre Leistungen ein paar neue Schuhe von uns. Sparsam, wie viele hier sind, beschloss sie, fürs Training die alten mit Paketband zu umkleben, um die neuen Schuhe für nächste Rennen zu schonen.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass unsere Sprinterinnen an der Strecke standen und die Läuferinnen nicht nur anfeuerten, sondern trotz Flipflops an den Füßen für Anicia und Nadja ein Stück mitgelaufen sind, um diese zu ermuntern nicht aufzugeben. Vanja – obwohl hochschwanger – ließ es sich nicht nehmen, vom Auto aus alle anzufeuern, an denen wir vorbeifuhren und sogar ein Stück mit Jussara mitzulaufen, als diese am Berg langsamer wurde. Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich entwickelt und dazu hat sicher auch das Camp in Praia Baixo beigetragen.
Noch fehlt es dem Nachwuchs von JAK an Wettkampferfahrung außerhalb der eigenen Reihen. Noch haben die meisten der „Kleinen“ zu viel Respekt vor den älteren Läuferinnen aus ihrer Gruppe und trauen sich von vornherein nicht anzutreten. Noch haben viele die Idee, dass es ja keinen Sinn macht zu laufen, wenn die ersten Plätze eh schon vergeben sind und es nur eine Altersklasse zusammen mit den Seniorinnen gibt. Daher hatten sich auch nur 6 von ihnen gemeldet. Jedoch mit dem Erfolg von Jussara und dem Mädchen der örtlichen Fußballschule auf Platz 2 (beide gleich alt) haben sie festgestellt, dass sie durchaus Chancen haben ganz vorne mit dabei zu sein. Das hat Auftrieb gegeben und motiviert, sich auf das nächste Rennen vorzubereiten und auch daran teilzunehmen
Für uns von JAK bedeutet das nun u.a. auch weiter daran zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass nicht nur mehr adäquate Wettkämpfe auf verschiedenen Strecken möglich sein werden, sondern mehr noch, dass endlich Altersklassen eingeführt werden, damit die jungen Athleten/innen entsprechend ihrer Kategorie antreten können.